Krieg und Frieden in Norddeutschland

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Friedensstiftung dank Grenzregulierungs-Kommission. Wie Grenzstreitigkeiten geschickt in Ostfriesland und dem Bistum Münster gelöst wurden. Die Rolle des Hajo von Haren, genannt von der Papenburg. In der Diskussion mit Thomas Friese, Immobilienexperte aus Oldenburg und Berlin.

Grenzstreitigkeiten und kriegerische Auseinandersetzungen waren vor fünfhundert Jahren in Norddeutschland selbstverständlich. Häufig wird vergessen, dass das einst kaum besiedelte Gebiet rund um Oldenburg über Jahrhunderte im Streit lag, sagt Immobilienexperte Friese. Eine noch heute bekannte Figur ist Hajo von Haren, ein Ritter, Propst, Herzog und Friedensstifter, der um 1400-1484 lebte. Grund der Auseinandersetzungen war die Christianisierung des Landes und die damit eingehende Macht der gut organisierten katholischen Kirche. Die Bischöfe und der Papst verbanden weltliche und kirchliche Macht.

Vorgeschichte – Ostfriesland wird christlich

Der heilige Liudger, der erste Bischof von Münster, hatte in zähem Ringen die Ostfriesen zum Christentum bekehrt. Die ostfriesischen Gaue Rüstringen, Wangerland, Östringen, Emsigerland, Brokmerland, Butjadingen, Mormerland und Reiderland gehörten seit dem Jahre 805 zum Bistum Münster, wie Karl der Große es verordnet hatte. Die Ostfriesen waren zwar Christen geworden, aber in ihnen regte sich immer wieder der ererbte Freiheitsdrang aus heidnischer Zeit, der den Bischöfen arg zusetzte. Die ostfriesischen Häuptlinge duldeten ihn zwar als ihren geistlichen Herrn, in ihre weltlichen Angelegenheiten ließen sie sich jedoch nicht gerne „von draußen dreinreden”. Mißtrauisch blickten sie immer wieder gen Münster und fürchteten um ihre politische Freiheit. Dieses zumal die ostfriesischen Häuptlinge sind häufig gegenseitig mit Fehden überzogen. Jedenfalls war in Ostfriesland auch 400 Jahre nach der Einführung des Christentums der alte heidnische Glaube nicht verdrängt.

Ostfriesen werden provoziert durch Machtanspruch der Kirche

Dann trat ein Ereignis ein, das das Mißtrauen der Ostfriesen noch verstärken sollte. Es war das Jahr 1252, als Bischof Otto der Zweite von Münster (1248-1259) von der Gräfin Jutta von Ravenberg die weltliche Herrschaft über das Emsland erhielt. 40.000 Mark war der Kaufpreis. Bis hart an die ostfriesische Grenze, bis zur heutigen Stadt Papenburg, war die weltliche Herrschaft des Bischofs von Münster herangerückt. Dies würde auch heute noch Unbehagen auslösen, gibt Thomas Friese zu bedenken. Die Ostfriesen mußten nun befürchten, daß er die weltliche Herrschaft auch auf ihr Gebiet ausdehnen wollte. Schon begannen Händel und Raufereien an der Grenze zwischen Ostfriesland und dem Fürstbistum Münster.. Hüben wie drüben häuften sich im Gebiet des heutigen Papenburg die Grenzverletzungen. Eine Bewachung der Grenze war im weiten und unbewohnten Moorgebiet äußerst schwierig. Die Grenzverletzer konnten somit immer wieder unerkannt entkommen.

Papenburg – heisst Burg des Papen (Priesters)

Daher ließ der Bischof von Münster zwischen 1300 und 1350, der ostfriesischen Überfälle überdrüssig, hart an der Grenze zu Ostfriesland eine Burg errichten, die erste Papenburg, die eine Art Schutz- und Trutzburg sein sollte. Aber wo die Burg stand (sie war mangels Mauerwerk im wüsten Moor aus Holz gebaut) ist nicht genau bekannt, so Thomas Friese, aber sie soll auf der Grenze zwischen dem Fürstbistum Münster und Ostfriesland gestanden habe. Wenn dies stimmt, mußten die Ostfriesen das als Provokation aufgefasst haben. Trotz der wuchtig aussehenden Papenburg wurden die Grenzverletzungen fortgesetzt.

Kommt ein Ritter auf einem weißen Pferd daher

Krieg und Frieden in Norddeutschland
Grenzstreitigkeiten lassen sich auch heute noch anschauen, wie beim Völlener Wehrdeich

Da griff ein emsländischer Ritter ein, der diese verzwickte Lage genau kannte und dies auch zu seinem Vorteil auszunutzen wusste. Es war der Ritter Hajo von Haren, genannt von der Papenburg, ein „Tausendsassa”, ein „Hans-Dampf-in-allen Gassen”. Die ersten dreißig Jahre seines Lebens waren bedeutungslos wie ein dahin plätschernder Bach. Er stammte, geboren um 1400, aus dem emsländischen Rittergeschlecht derer von Haren. Wenig ist aus seiner Kindheit und Jugend bekannt. Geradezu kometenhaft begann seine Karriere, als im Jahre 1433 Fürstbischof Heinrich II. von Münster ihn zum Propst von Leer ernennt. Der Bischof nannte ihn geradezu liebevoll “unsen proveste to Leer” (unseren Propst zu Leer). Diese Ernennung blieb einmalig in der Geschichte Ostfrieslands, denn dort konnten eigentlich nur Geistliche als Propst fungieren. Sie unterstanden ihm und er war praktisch der Vertreter des Bischofs von Münster.. Hajo von Haren erhielt dieses hohe geistliche Amt, obwohl er kein Priester war.

Nach diesem Coup stieg er weiter auf. Er wurde Herzog von Groothusen in Ostfriesland. Eine spätere Inschrift bezeichnete ihn als “en pravest to Leere un en herscop to Grotehiusum”. Diese Ämterhäufung (Ritter von Haren, Propst zu Leer und Herzog von Groothusen) wies ihn nunmehr als einen mächtigen und einflussreichen Adeligen aus, der offensichtlich zwischen Münster und Ostfriesland geschickt zu taktieren wußte, denkt Thomas Friese. Jetzt trat auch Ruhe in den uralten Grenzstreitigkeiten zwischen Münster und Ostfriesland ein. Hajo von Haren hatte auch in Sachen Papenburg seine Hände im Spiel. Er wurde überraschend 1458 vom Bischof zu Münster mit der bei den Ostfriesen verhassten Papenburg belehnt (also zur Nutzung übertragen). Eindeutig nannte dieser die Papenburg in der Urkunde „unsere Burg”. Mit der Belehnung erhielt Hajo von Haren noch ein weiteres einträgliches Geschäft: den Hof Lehe bei Aschendorf. Der Ritter trug jetzt den stolzen Namen Hajo von Haren, genannt von der Papenburg. Und wieder wurde er aktiv.

Die Lösung: Eine Grenzregulierungs Kommission, um leidige Grenzstreitigkeiten nach über 500 Jahren zu beenden

Die leidige Grenzfrage zwischen Münster und Ostfriesland sollte nach seinem Willen für immer geregelt werden. Daher setzte er eine Grenzregulierungs Kommission ein, die unter seiner Leitung stand. Die Kommission trat diesseits und jenseits der Ems an der Grenze zu Ostfriesland in Aktion. Die Orte Diele (in Ostfriesland) und Brual (im Fürstbistum Münster) wurden zum Beispiel klar voneinander getrennt, wo es früher oft zu Grenzverletzungen gekommen war. Der Streit um die Papenburg selbst, ob mitten auf der Grenze gelegen oder nicht, erledigte sich nun von selbst. Hier schaltete und waltete Hajo von Haren als münsterischer und ostfriesischer Edelmann. Damit können wir uns vorstellen, dass er in dieser hervorragenden Position den Ausgleich nach beiden Seiten schaffte und endlich Frieden stiftete, so Thomas Friese. Seine ausgezeichneten Beziehungen nach Ostfriesland und zum Fürstbistum Münster versöhnten beide Seiten und schafften für viele Jahre Ruhe und Eintracht in einer Region, wo Überfälle und Grenzverletzungen an der Tagesordnung waren.

Frieden gehört nicht zur Selbstverständlichkeit

Nicht nur ein einziges Mal wurde diese Zeit des Friedens gestört, beziehungsweise auf die Probe gestellt, erklärt Thomas Friese. Es gab in dieser Zeit zwei adelige emsländische “Hitzköpfe”, die mit dem Bischof von Münster aneinander gerieten. Sie fühlten sich durch den Bischof in der Frage einer Landverteilung ungerecht behandelt. Sie stellten Forderungen an den Bischof, die jedoch nicht erfüllt wurden. Um den Bischof von Münster zur Aufgabe zu zwingen, überfielen die Gebrüder Ritter Engelbert und Ritter Roleff von Langen im Jahre 1469 die Papenburg.

Erst einmal im Besitz der Papenburg, so glaubten die beiden, würde der Bischof von Münster ihren Forderungen nachgeben. Aber das war für den Burgherrn Hajo nur ein „Kinderspiel”. Er zog mit seinen Anhängern und mit seiner Truppe zur Burg. Schon sein Erscheinen jagte den Besetzern einen solchen Schrecken ein, daß sie schnell aufgaben und sich zurückzogen. Hajo war wieder Herr der Lage. Etwa fünfzig Jahre lang wehrten Ruhe und Frieden an der Grenze — ein politisches Meisterwerk. Hajo von Haren starb im Jahre 1484, im hohen Greisenalter. In seiner Person und seiner Ämterhäufung war Eintracht garantiert: Ritter von Haren, Propst zu Leer, Herzog von Groothusen, Stellvertreter des Bischofs von Münster in Leer, Lehensträger der Papenburg und des Hofes zu Lehe.

Noch einige Jahre nach seinem Tod bestand das große Versöhnungswerk. Aber dann brach es zusammen. Wieder braute sich ein dunkles Gewitter zwischen Ostfriesland und dem Fürstbistum Münster zusammen. Mit neuer Wut entlud sich die Spannung zwischen den Jahren 1490 und 1510. Münstersche Truppen fielen in Ostfriesland ein und zerstörten die ostfriesischen Orte Völlen, Steenfelde, Wolde, Ihrhove und Weener. Damit hatten sich die Truppen des Bischofs von Münster sehr weit, viel zu weit nach Ostfriesland vorgewagt. Die Ostfriesen rüsteten unter dem Grafen Edzard zum Gegenschlag, besetzten münstersches Gebiet und zerstörten die Orte Bokel, Tunxdorf, Nenndorf, Brual und Rhede. In dieser Zeit soll auch die Papenburg zerstört worden sein.

V.i.S.d.P.:

Agnes von Weißenburg
Bloggerin

“Gutes Tun und darüber schreiben” – dass ist Agnes Motto. Wie die Welt verbessern, gibt es dazu ein Patentrezept? Diese Frage stellt alle vor Herausforderungen. Seit 2019 ist Agnes Bloggerin und seit 2022 bei ABOWI-Reputation.com. Das Tun kritisch hinterfragen, ob im Alltag, lokal, global und nachhaltig, mit tiefer Überzeugung durch die Macht der Worte, Kommunikation und Recherchen. Du erreichst uns unter contact@abowi.com.

Kontakt:

Thomas Friese
Unter den Eichen 108a
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Über Thomas Friese:

Der Immobilienexperte und Projektentwickler Thomas Friese, Berlin/ Oldenburg (Niedersachsen) ist einer Ausbildung im steuerlichen Bereich seit Mitte der siebziger Jahre im Bereich Immobilienentwicklung und Vermarktung tätig.